Der Georgi-Ritt
Mit dem Vereinszweck zur Erhaltung und Pflege des alljährlich am Ostermontag stattfindenden Georgi-Rittes nach Ettendorf, kommt der St. Georgs-Verein Traunstein jedes Jahr seiner Verpflichtung nach. Heute zählt der Traunsteiner Georgi-Ritt zu den schönsten Umritten Alt-bayerns. Er ist ein farbenfrohes Historienspiel, lebendiges Brauchtum und Bekenntnis zum Christlichen Glauben zugleich. Bei jeder Witterung am Ostermontag lässt Traunstein die Farbenpracht einer weit zurückliegenden Ver-gangenheit in ihrer ganzen Schönheit neu erstehen.
In den bunten Kostümen des ausklingenden Mittelalters treffen sich Landsknechte mit Bauern und Stadtvolk zum prunkvollen, uralten Georgiritt. Der Reiterzug wird von einem Herold angeführt. Um Punkt 10 Uhr erhebt er seinen Stab und ruft mit erhobener Stimme über den Stadtplatz: „Hie gut allweg – alten Brauches pfleg – nach Ettendorf wir reiten – wie zu Väters Zeiten“. Dann beginnen die Glocken zu läuten, feierliche Fanfarenklänge betonen den festlichen, ernsten Charakter des Wallfahrtsrittes, während Trommler und Pfeifer das Volkstümliche und Fröhliche herausstellen.
Ihnen folgt die historische Gruppe mit dem Ritter „Lindl“, der seit 1526 auf dem Stadtbrunnen Wache hält. Der von seinen Landsknechten in Frundsberger Uniformen umgebene „Eisenritter“, erinnert an den einstigen Stadthauptmann. Der Edelmann „Hans von Schaumburg“, um 1526 Pfleger von Traunstein mit der güldenen Kette, in Federbarett und schwarzem Samtmantel, reitet dahinter, begleitet von zwei Ritterfräulein hoch zu Roß.
Den Kern des Zuges bilden die Trachtengruppen mit den Bauernreitern der umliegenden Landgemeinden. Voraus der Vorreiter mit dem Bilde des Kirchenpatrons auf der Standarte, dann die lange Reihe der schönsten und kräftigsten Pferde, Mähne und Schweif in liebevoller Arbeit mit bunten Bändern in den Farben des Dorfes geschmückt und kunstvoll durchflochten. Sieben vierspännige schwere Wägen, mit Tannengrün geschmückt, runden dieses prächtige Bild ab. Auf den Wägen sitzen Trachtengruppen und Musikkapellen.
Die geistliche Gruppe, mit dem Stadtpfarrer zu Pferd in prunkvollen Rauchmantel und der übrigen Geistlichkeit, gibt dem Zug gleichsam die kirchliche Sanktion der Weihe. Ihnen folgt auf dem Schimmel St. Georg, umgeben von römischen Reitern.
Die letzte Gruppe besteht aus den Abordnungen verschiedener Reitvereine. Abschluss und Höhepunkt des alljährlichen Georgirittes ist der historische Schwertertanz auf dem Stadtplatz. Seine Tradition geht bis ins Jahr 1530 zurück. Der Tanz, eingerahmt von Vorspruch, Schwertlied und Epilog, stellt die Austreibung des Winters durch den Frühling dar und wird seit 1926 regelmäßig aufgeführt.