Vereinsgründung
Wie wohl bei allen derartigen Gelegenheiten gab es auch für den Traunsteiner Ritt Zeiten des Glanzes und solche des Nie-dergangs. So ist der Ritt mehrfach gegen Ende des 18. Jahrhunderts unterblieben. Im Jahre 1783 wurden von Salzburg aus alle ähnlichen Gelegenheiten als kulturstörend und unzeitgemäß verboten. Traunstein gehörte bis 1817 kirchlich zu Salzburg, in politischer Hinsicht war es bayrisch.
In Bayern wurden derlei Umzüge und Ritte ebenfalls im Jahre 1804 verboten, im Jahre 1833 durch Königliches Reskript wieder erneuert und umso eifriger wiederbelebt. Nach 1870 wurde der Ritt so vernachlässigt, dass sogar dessen Aufhören zu befürchten war. Etwa 5 Jahre lang bemühte sich ein Komitee, welches sich in loser Vereinigung zusammenfand, darunter nicht zuletzt Ettendorfer selbst, um dem Ritt wieder „Zug“ zu verschaffen. Nur Bauern, einige Bürger und der heilige Georg, begleitet von vier Engeln, allesamt zu Pferd, bildeten um 1890 den Ritt.
Am 27. Dezember 1891 gründete der damalige Stadtpfarrmessner Oswald Fürst sowie einige Männer aus Traunstein und der näheren Umgebung zur Erhaltung und würdigen Ausgestaltung des von Alters her nach Ettendorf gebräuchlichen Wallfahrtsrittes, „Georgiritt“ genannt, den St. Georgs-Verein Traunstein. Dieser Verein machte in der Folge bis heute den Ostermontag zu einem Festtag des ganzen Chiemgaus. Mit der Vereinsgründung wurde die Pflege des Heimatsinns in den Herzen des Chiemgauer und Städter gelegt, denn wenn Bauer und Bürger noch an ihren alten Bräuchen hängen, umso fester haften sie alsdann an ihrer Heimat. Da Ettendorf zur Gemeinde Surberg gehört, war zu einem festlichen Aufzug die ortspolizeiliche Erlaubnis von Surberg notwendig. Auf ein Gesuch des St. Georgsvereins genehmigte in bereitwilliger Weise die Gemeinde Surberg durch Beschluß vom 10. März 1892 für immer die Abhaltung des Georgirittes. Am 13. März 1892 war Versammlung; der junge Verein zählte bereits 27 Mitglieder. Heute hat der Verein ca. 600 Mitglieder.
Nach Ettendorf treu alter Sitte,
jed Jahr wir halten frohe Fahrt,
St. Georg halten wir in Mitte,
nach biederer Väter Ritterart.