Chronik vom St. Georgs-Verein Traunstein e. V.

Vorstände

 oswald fuerst    georg schierghofer    fx prandtner    albert schmied sen sen
Oswald Fürst
von 1891 bis 1909
  Georg Schierghofer
von 1909 bis 1911 
  F. X. Prantner 
von 1911 bis 1936 
  Albert Schmied sen.
von 1936 bis 1960 
 paul teufel    albert schmied sen    sigi strohhammer    albert schmied jun
Paul Teufl
von 1960 bis 1963
  Albert Schmied
von 1963 bis 1998
  Sigi Strohammer
von 1998 bis 2004
  Albert Schmied
von 2004 bis 2021 
 simon schreiber            
Simon Schreiber
von 2021
           


Ursprung
„Am Ostermontage als man die Pferdt zu gesegnen hiehero gebracht, 5fl.“

Dies ist der erste, uns bekannte Nachweis vom Bestehen dieses Umrittes, welcher eine Ettendorfer Kirchenrechnung mit der Aufzeichnung von Opfern und Sammlungen aus dem Jahre 1762 beurkundet. Wie alt der Ritt wirklich ist, weiß man nicht. Vom Jahre 1785 liegt ebenfalls eine weitere, wichtige Beurkundung vor. Der Ursprung liegt jedoch viel weiter zurück und so darf man annehmen, dass wir auch im Traunsteiner Osterritt ein Überbleibsel aus altheidnischer Zeit vor uns haben.

Mögen unsere Vorfahren einst um einen Baum geritten sein, so war es später an seiner Statt eine Kapelle. Die Lage des Kircherl´s, auf dem weithin sichtbaren Hügel, das hohe Alter desselben und das Patronat von St. Veit, welcher seit dem 8. Jahrhundert als Viehpatron verehrt wird, bestärkt diese Vermutung. Es spricht vieles dafür, dass so mancher Umritt tatsächlich seine Wurzeln in vorchristlicher Zeit hat, dass dieser Volksglaube einmal von der Kirche übernommen wurde und somit bis in unsere Tage weitergelebt hat.

Der Traunsteiner Georgiritt, welcher zur österlichen Zeit, wie die altgermanischen Flurumritte stattfindet, wäre demnach ein gutes Beispiel dafür, wie derartig uralte Gebräuche im Laufe der Jahrhunderte den Veränderungen des religiösen Bedürfnisses unterworfen sind. Ehemals waren diese Osterritte einer heidnischen Gottheit gewidmet und nach Einzug des Christentums dafür den Heiligen St. Veith, Stefan oder St. Leonhard bis hin zu St. Georg, wo sie bis zum heutigen Tage in höchste Blüte gelangten. In der weihvollen Handlung der kirchlichen Benediktion, in der für Roß und Reiter der Segen erbeten wird, erfährt der Ritt auch heute noch seinen Höhepunkt. Der Schwertertanz der an jedem Osterritt seit 1926 aufgeführt wird, geht auf das Jahr 1530 zurück.


Vereinsgründung
Wie wohl bei allen derartigen Gelegenheiten gab es auch für den Traunsteiner Ritt Zeiten des Glanzes und solche des Nie-dergangs. So ist der Ritt mehrfach gegen Ende des 18. Jahrhunderts unterblieben. Im Jahre 1783 wurden von Salzburg aus alle ähnlichen Gelegenheiten als kulturstörend und unzeitgemäß verboten. Traunstein gehörte bis 1817 kirchlich zu Salzburg, in politischer Hinsicht war es bayrisch.

In Bayern wurden derlei Umzüge und Ritte ebenfalls im Jahre 1804 verboten, im Jahre 1833 durch Königliches Reskript wieder erneuert und umso eifriger wiederbelebt. Nach 1870 wurde der Ritt so vernachlässigt, dass sogar dessen Aufhören zu befürchten war. Etwa 5 Jahre lang bemühte sich ein Komitee, welches sich in loser Vereinigung zusammenfand, darunter nicht zuletzt Ettendorfer selbst, um dem Ritt wieder „Zug“ zu verschaffen. Nur Bauern, einige Bürger und der heilige Georg, begleitet von vier Engeln, allesamt zu Pferd, bildeten um 1890 den Ritt.

Am 27. Dezember 1891 gründete der damalige Stadtpfarrmessner Oswald Fürst sowie einige Männer aus Traunstein und der näheren Umgebung zur Erhaltung und würdigen Ausgestaltung des von Alters her nach Ettendorf gebräuchlichen Wallfahrtsrittes, „Georgiritt“ genannt, den St. Georgs-Verein Traunstein. Dieser Verein machte in der Folge bis heute den Ostermontag zu einem Festtag des ganzen Chiemgaus. Mit der Vereinsgründung wurde die Pflege des Heimatsinns in den Herzen des Chiemgauer und Städter gelegt, denn wenn Bauer und Bürger noch an ihren alten Bräuchen hängen, umso fester haften sie alsdann an ihrer Heimat. Da Ettendorf zur Gemeinde Surberg gehört, war zu einem festlichen Aufzug die ortspolizeiliche Erlaubnis von Surberg notwendig. Auf ein Gesuch des St. Georgsvereins genehmigte in bereitwilliger Weise die Gemeinde Surberg durch Beschluß vom 10. März 1892 für immer die Abhaltung des Georgirittes. Am 13. März 1892 war Versammlung; der junge Verein zählte bereits 27 Mitglieder. Heute hat der Verein ca. 600 Mitglieder.

Nach Ettendorf treu alter Sitte,
jed Jahr wir halten frohe Fahrt,
St. Georg halten wir in Mitte,
nach biederer Väter Ritterart.


Vereinsgeschichte

Bereits am 27. Dezember 1891 wurde der St. Georgs-Verein gegründet.

27. Dezember 1891   Vereinsgründung
12. Oktober 1894   Ankauf des St. Georgs-Kostüms für 80 Mark
03. April 1899   Standartenweihe beim Ritt
Patenverein: Veteranen-u.Kriegerverein Traunstein
     
    In den folgenden Jahren sind viele Requisiten aus
dem heimischen Gewerbe und durch fleißige Hände
der Mitglieder entstanden.
     
1914   Enthüllung des St. Georgsbrunnen – Bahnhofstraße
1915–1918   Ausgefallen wegen 1. Weltkrieg
1926   Wiederaufführung des Schwertertanzes
1940 - 1945   Ausgefallen wegen 2. Weltkrieg
1952   Ausgefallen wegen Maul- u. Klauenseuche
1955   Verkürzter Ritt - Weg ums Kircherl war nicht begehbar
1966   Ausgefallen wegen Maul- u. Klauenseuche
1975   Verkürzter Ritt wegen starken Schneefalls
1991   100-jähriges Bestehen mit Festakt
2001   Ausgefallen wegen Maul- u. Klauenseuche
2006   "Land der Ideen" mit Auszeichnung von Bundespräsident Horst Köhler 
2011   Höchste Anzahl beteiligter Pferde: 480
2016   Ernennung von Georgi-Ritt und Schwerttanz zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe
2020 und 2021   Ausgefallen wegen Corona-Pandemie


Rittbitten

Seit jeher bemüht sich der St.Georgi-Verein in der Fastenzeit vor Ostern mit den sog. "Rittbitten" in den umliegenden Landgemeinden (Erlstätt, Bergen, Inzell, Vachendorf, Piding, Aufham, Surberg, Neukirchen, Siegsdorf, St. Leonhard, Ruhpolding, Chieming und Kammer) für die Teilnahme am Ritt zu werben. Ebenso findet im Ettendorfer Kircherl zu Ehren des heiligen Vitus und St. Anna ein Bitt-und Dankgottesdienst statt.


Der Georgi-Ritt
Mit dem Vereinszweck zur Erhaltung und Pflege des alljährlich am Ostermontag stattfindenden Georgi-Rittes nach Ettendorf, kommt der St. Georgs-Verein Traunstein jedes Jahr seiner Verpflichtung nach. Heute zählt der Traunsteiner Georgi-Ritt zu den schönsten Umritten Alt-bayerns. Er ist ein farbenfrohes Historienspiel, lebendiges Brauchtum und Bekenntnis zum Christlichen Glauben zugleich. Bei jeder Witterung am Ostermontag lässt Traunstein die Farbenpracht einer weit zurückliegenden Ver-gangenheit in ihrer ganzen Schönheit neu erstehen.

In den bunten Kostümen des ausklingenden Mittelalters treffen sich Landsknechte mit Bauern und Stadtvolk zum prunkvollen, uralten Georgiritt. Der Reiterzug wird von einem Herold angeführt. Um Punkt 10 Uhr erhebt er seinen Stab und ruft mit erhobener Stimme über den Stadtplatz: „Hie gut allweg – alten Brauches pfleg – nach Ettendorf wir reiten – wie zu Väters Zeiten“. Dann beginnen die Glocken zu läuten, feierliche Fanfarenklänge betonen den festlichen, ernsten Charakter des Wallfahrtsrittes, während Trommler und Pfeifer das Volkstümliche und Fröhliche herausstellen.

Ihnen folgt die historische Gruppe mit dem Ritter „Lindl“, der seit 1526 auf dem Stadtbrunnen Wache hält. Der von seinen Landsknechten in Frundsberger Uniformen umgebene „Eisenritter“, erinnert an den einstigen Stadthauptmann. Der Edelmann „Hans von Schaumburg“, um 1526 Pfleger von Traunstein mit der güldenen Kette, in Federbarett und schwarzem Samtmantel, reitet dahinter, begleitet von zwei Ritterfräulein hoch zu Roß.

Den Kern des Zuges bilden die Trachtengruppen mit den Bauernreitern der umliegenden Landgemeinden. Voraus der Vorreiter mit dem Bilde des Kirchenpatrons auf der Standarte, dann die lange Reihe der schönsten und kräftigsten Pferde, Mähne und Schweif in liebevoller Arbeit mit bunten Bändern in den Farben des Dorfes geschmückt und kunstvoll durchflochten. Sieben vierspännige schwere Wägen, mit Tannengrün geschmückt, runden dieses prächtige Bild ab. Auf den Wägen sitzen Trachtengruppen und Musikkapellen.

Die geistliche Gruppe, mit dem Stadtpfarrer zu Pferd in prunkvollen Rauchmantel und der übrigen Geistlichkeit, gibt dem Zug gleichsam die kirchliche Sanktion der Weihe. Ihnen folgt auf dem Schimmel St. Georg, umgeben von römischen Reitern.

Die letzte Gruppe besteht aus den Abordnungen verschiedener Reitvereine. Abschluss und Höhepunkt des alljährlichen Georgirittes ist der historische Schwertertanz auf dem Stadtplatz. Seine Tradition geht bis ins Jahr 1530 zurück. Der Tanz, eingerahmt von Vorspruch, Schwertlied und Epilog, stellt die Austreibung des Winters durch den Frühling dar und wird seit 1926 regelmäßig aufgeführt.